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Anschrift:

Professur für Naturschutz
& Landschaftsökologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tennenbacher Str. 4
D-79106 Freiburg

 

 

 

Historische Parkwälder

Erhaltung historischer Wälder durch die Sensibilisierung zentraler Akteure

Modellhafter und nachhaltiger Umgang mit

bedeutsamen Kulturlandschaften am Beispiel von Parkwäldern

Forstwirtschaft, Gartendenkmalpflege und Naturschutz gehen einen gemeinsamen Weg

   

Histor_Waelder

 

Bearbeitung:

Prof. Dr.Werner Konold 

Dipl. Ing Patrick Pauli

Magnus Jauch

 

Laufzeit:

2013 -  2016

Finanzierung:

DBU-Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Projektpartner:
  • Landesamt für Denkmalpflege, Ref. Bau- u. Kunstdenkmalpflege / RP Stuttgart
  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abteilung Wald und Gesellschaft
  • Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, Bereich Forst
  • Gemeinde Inzigkofen
  • Schwäbischer Albverein, Ortsgruppe Inzigkofen
  • Stadt Kirchberg an der Jagst
  • Landratsamt Schwäbisch-Hall
  • Landratsamt Ostalbkreis
  • Landratsamt Ludwigsburg
  • Forstverwaltung Blauwald GmbH & Co KG
  • Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Abteilung B
  • Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
  • Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd & Fischerei, Ref. Ökologischer Waldbau
  • Fachhochschule Erfurt, Fakultät f. Landschaftsarchitektur, Gartenbau & Forst
  • Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) - Niedersachsen, FB Bildung und Kommunikation

 

Problemstellung, Projektrahmen und Ziele:

Nach Einschätzung der Landesämter für Denkmalpflege gibt es in der Bundesrepublik eine Vielzahl pflegebedürftiger und stark in Sukzession geratene historische Parkwälder. Darunter befinden sich bemerkenswerte Landschaftsparks im englischen Stil. Ihr kultur- und heimatgeschichtlicher, naturschutzfachlicher und denkmalpflegerischer Wert ist vielfach amtlich attestiert. Heute sind sie in ihrer spezifischen Ausprägung bedroht. Bei diesen Wäldern handelt es sich in der Regel um relativ lichte Wälder, teilweise mit mächtigen, alten Baumindividuen von Eichen und Rotbuchen, die oft auch als Hute- oder Weidewald genutzt wurden. Häufig wurden neben der heimischen bzw. standorttypischen Vegetation, standortfremde Arten, fremdländische Bäume, Ziersträucher, Stauden und Geophyten (Stinzenpflanzen) eingebracht. Ältere, für die Parkgenese wichtige Bäume, werden in den Parks oft ihrem natürlichen Alterungsprozess überlassen, die somit für viele alt- und totholzbewohnende Insekten wichtige Refugien darstellen. Eingebettet waren sie in das Gesamtkonzept des Parks, waren von Weiden- oder Wiesenflächen umgeben, enthielten Staffagebauten, Wege, Gewässer und in der Regel ein Herrenhaus oder ein Schloss. Historische Parkwälder sind in ihrer Ausprägung bzw. ihrem Habitus häufig unterschiedlich und können aufgrund der bereits genannten Gründe in ihrer vegetativen Artenzusammensetzung divergieren. 

Der Möslepark in Freiburg repräsentiert als „lichter Wald“ mit seinem sehr alten Baumbestand aus Rotbuchen (Fagus sylvatica), Stiel- und Trauben-Eichen (Quercus robur, Quercus petraea), Parksträuchern  sowie Waldwiesen mit großen Beständen an Stinzenpflanzen und Seegras-Seggen (Carex brizoides) einen von vielen Parkwaldtypen recht treffend. Als ehemaliger Mittelwald war er nicht nur von forstwirtschaftlichem Interesse. Akrodendrische Arten besiedeln die Wipfelbereiche. Weiterhin ist er für eine Vielzahl an Amphibien, Vogel- und Fledermausarten sowie weiteren Kleinsäugern Nist- und Jagdhabitat zugleich. Als lebende Geschichtsarchive und geschütztes Kulturdenkmale haben Parkwälder wie dieser nicht nur bei der Bevölkerung einen besonderen Stellenwert.Heute sind diese Wälder häufig nach ökonomischen Gesichtspunkten zumindest in Teilen in bewirtschaftete Wälder umgebaut. Die Eichen und Rotbuchen haben eine hohe astfreie Schaftlänge oder es wurden standortfremde Arten wie bspw. Fichten oder Kiefern gepflanzt. Teilweise sind die Parks zu stark in Sukzession geraten, dabei brauchen diese Wälder pflegende Eingriffe, um das Waldbild „lichte Wälder“ zu erhalten. Ehemals komplett freistehende Baumgestalten stehen unter dem Konkurrenzdruck der Nachbarbäume und werden zu stark beschattet. Dadurch wird die natürliche Astreinigung eingeleitet und ausladende Kronenbereiche sterben ab. Oft fehlt es den Forstunternehmern an Bewusstsein für die historischen Gegebenheiten oder sie wissen nicht, dass es sich bei dem Wald um einen historischen Park handelt. Aus diesem Grund entstehen häufig durch Baumerntemaßnahmen und Holzrückearbeiten Schäden an Wegen, Kleindenkmalen, Altbäumen, Parksträuchern und Stauden. Gleichzeitig stehen diese Wälder häufig unter Denkmalschutz, doch fehlt es in der Denkmalpflege an für die Forstwirtschaft geeigneten Bewirtschaftungskonzepten bzw. Handlungsempfehlungen. Die mitunter rasante Entwicklung der dynamischen Komponente “Wald“ wird unterschätzt.

Zur Untersuchung wurden sechs Parkwälder des späten 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts (jeweils drei in Baden-Württemberg und Thüringen) beispielhaft ausgewählt. Dies sind in Baden-Württemberg der Fürstliche Park Inzigkofen/Landkreis Sigmaringen, der Sophienberg in Kirchberg a.d. Jagst/Landkreis Schwäbisch-Hall und der Favoritepark Ludwigsburg/Landkreis Ludwigsburg. In Thüringen wurden die Parks Ebersdorf und Heinrichsruh bei Schleiz (beide Saale Orla-Kreis) und der im Wartburgkreis befindliche Park Altenstein bei Bad Liebenstein als Untersuchungsgebiete einbezogen.

In einem ersten Modul erfolgt in allen Untersuchungsgebieten eine Bestandserhebung mit Methoden der historischen Landschaftsanalyse und den Einsatz von LIDAR-Daten, digitalen Orthophotos und Geländekartierungen. Hierbei erfolgt auch die Aufnahme der Stinzenpflanzen, Altbäume inkl. Alleen, Staffagen und der Wegesysteme. Zeitgleich wird eine Inventur der Waldbestände nach Grundfläche, Volumen, Baumarten- und Durchmesserverteilung vorgenommen. Hierzu gehört auch die Aufnahme von Sonderstrukturen wie Specht- und Mulmhöhlen. Die Bewertung der Parks und ihrer Waldbestände erfolgt mit gartendenkmalpflegerischen und naturschutzfachlichen Methoden wie auch nach forstlichen Maßstäben. Im zweiten Modul wird durch Sondierungsinterviews der Mitglieder einer Expertengruppe aus Vertretern der Forstwirtschaft, der Denkmalpflege und des Naturschutz ein möglichst breites Meinungsbild zur Thematik erfasst. Im dritten Modul werden in Expertenworkshops Defizite in den Bewirtschaftungsmethoden solcher sensibler Parkwälder angesprochen, analysiert und Lösungsansätze erarbeitet. Im dritten, vornehmlich aber in dem vierten Modul soll dann in der Expertenrunde ein Leitfaden zum künftigen Umgang mit Parkwäldern erarbeitet werden.

Praxisbezug:

Die Punkte des Leitfadens werden im Fürstlichen Park Inzigkofen in die Praxis modellhaft umgesetzt und auf ihre „Tauglichkeit“ hin überprüft, bewertet und angepasst. Die für den Leitfaden gewonnenen Erkenntnisse sollen, je nach Fragestellung und Objekt, in abgeschlossenen Arbeitseinheiten eine dem Denkmal, dem Forst und dem Naturschutz gerechte und nachhaltige Bewirtschaftung ermöglichen. Somit ist eine Übertragbarkeit des Leitfadens auf andere bedeutsame Parkwälder gegeben.

 

 

 

 

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